Backpacking mit Zelt – Vor- und Nachteile, Campingplätze, Wildcampen, Jedermannsrecht und mehr

Backpacking mit Zelt TitelbildBackpacking mit Zelt TitelbildDich treibt es in die Ferne, du willst mit dem Rucksack neue Länder bereisen und überlegst, auf deinen Trip Zelt, Isomatte, Schlafsack und Co. mitzunehmen? Doch ist das wirklich eine gute Idee oder einfach nur viel zu viel Ballast? Bietet es sich bei der Reise durch Städte – zum Beispiel während eines Interrail-Trips – eher an, in dafür vorgesehenen Unterkünften zu schlafen oder kommen auch Campingplätze in Frage? Wie sieht es mit dem Wildcampen aus? Wo ist es erlaubt und wo absolut verboten? In den folgenden Zeilen wollen wir dir einen Überblick zu all diesen Fragen geben, um dich auf deine Rucksackreise mit Zelt vorzubereiten.

Backpacking mit Zelt: Vor- und Nachteile

Wie zu den meisten Themen gibt es auch zum Backpacking mit Zelt kontroverse Meinungen. Die einen schwören darauf, da man dadurch (vor allem in der Hochsaison) besonders flexibel und kosteneffizient unterwegs ist. Andere wiederum verdonnern die mitgebrachte Ausrüstung, weil sie sie zu Fuß kilometerweit schleppen müssen und auch die Suche nach geeigneten Campingplätzen nimmt angeblich oft mehr Zeit in Anspruch. Angemerkt sei hier jedoch schon einmal, dass nicht jeder Backpacker gleich viel packt. Manche kaufen ein Leichtzelt und haben einen leichteren Rucksack als andere, die kein Zelt dabeihaben.

Was sind nun aber konkret die möglichen Vor- und Nachteile vom Backpacking mit Zelt?

+ Meist ist die Nutzungsgebühr für den Campingplatz noch günstiger als eine Nacht in einem Hostel.

+ Wildcampen in Europa ist nicht überall erlaubt, doch dort, wo das Jedermannsrecht gilt, völlig kostenfrei möglich.

+ Du bleibst bis zum letzten Moment flexibel und musst nicht schon vorab eine Unterkunft buchen. So kannst du spontan entscheiden, wann und wohin du weiterziehst. Gerade in der Hochsaison kommt es vor, dass alle Hostels, Hotels etc. am Tag der Ankunft ausgebucht sind, am Campingplatz findet sich jedoch immer ein freies Plätzchen.

+ Campingplätze in der Natur eignen sich gut zum Entschleunigen.

+ Du befindest dich in der Natur, fernab vom Stadtverkehr und erwachst umgeben von Bäumen, Vogelgezwitscher und Wiesen, nachdem du am Vorabend bei einem der Feuerplätze mit anderen Campern gesungen und / oder gegrillt hast.

Am Campingplatz beim Backpacking mit Zelt

– Campingplätze befinden sich im Grünen und somit meist abseits des Zentrums und von Bahnhöfen.

– Neben den Nutzungsgebühren für den Campingplatz fallen für dich als Backpacker (ohne eigenem Auto) also auch Kosten zur Benützung öffentlicher Verkehrsmittel an, wenn es nicht möglich ist, zu Fuß ins Zentrum zu kommen. Durch größere Distanz verliert man während einer kurzen Reise auch wertvolle Zeit.

– Schlechtes Wetter kann dir schnell das Campingvergnügen verderben, wenn du die Zeit am Campingplatz nur in deinem wasserdichten Campingzelt verbringen musst.

– Du benötigst mehr Gepäck: Zelt, Schlafsack, Isomatte, Gaskocher, Campinggeschirr und -besteck, daher ist beim Kauf besonders auf das Gewicht zu achten.

– Mit der falschen Ausrüstung mangelt es schnell an Komfort verglichen zu einer Unterkunft mit Bett.

Backpacking mit Zelt kann ein unglaubliches Abenteuer sein, doch wenn du nicht der Typ dazu bist, auch zum Albtraum werden. Überlege also vorab, ob Vor- oder Nachteile für dich überwiegen.

Interrail mit Zelt: Camping in Stadtnähe möglich?

Interrail mit Zelt

Wie oben schon beschrieben, liegen Campingplätze meist etwas außerhalb der Stadt und sind in diesen Fällen nur mit kostenpflichtigen öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.

Das geht jedoch auch anders. In Amsterdam gibt es zum Beispiel den Campingplatz Vliegenbos, der kostenfrei erreichbar ist. Dazu steigst du auf die hinter dem Bahnhof abfahrende Fähre mit dem Ziel IJplein (nicht Buiksloterweg) und setzt nach Amsterdam Noord über. Dort angekommen trennt dich nur noch ein rund zehnminütiger Fußmarsch vom Campingplatz – oder alternativ, wie für Amsterdam typisch, ein Ritt auf dem Fahrrad.

In einigen Ländern ist auch Wildcampen erlaubt. Das heißt, du kannst in einen Regionalzug steigen, zwischen zwei Städten – in einem etwas entlegeneren Gebiet – aussteigen und dein Zelt dort für die Nacht aufschlagen. Doch beachte, jedes Land regelt das anders. Erkundige dich also vorab, ob Wildcampen im Land deiner Reise gestattet ist und wenn ja, wo du dich genau niederlassen darfst.

Abseits offizieller Campingplätze: Wildcamping

Ultraleichtzelt Trek Escape beim Wildcampen

 © Bernd Strempel 

Wildcampen sollte man natürlich nur dort, wo erlaubt ist, sein Zelt abseits von ausgewiesenen Campingplätzen aufzustellen. Denn wer will schon Probleme oder gar Strafen in fremden Ländern riskieren?

In jedem Land und teilweise sogar in den Bundesländern gibt es unterschiedliche Regelungen zum Wildcampen:

In Finnland, Norwegen und Schweden gilt das Jedermannsrecht. Das heißt, es ist erlaubt, wild und ohne anfallende Kosten zu campen, unter Beachtung bestimmter Regeln. Schweden beispielsweise regelt es so, dass es jedem zusteht, an einem Ort seiner Wahl für zwei Tage zu wildcampen. Danach muss man weiterziehen, um Natur und Boden dort zu schonen. Das gilt dort sogar für private Grundstücke, solange du ausreichend Abstand – sprich keinen Sichtkontakt – zu den sich in der Nähe befindenden Häusern hast. Die einzige Ausnahme in Schweden sind Nationalparks und Naturschutzgebiete – aber auch da gibt es Sonderregelungen.

Treibt es dich in die baltischen Länder, so wirst du merken, dass Wildcamping dort nicht so stark verankert ist wie in den oben genannten Ländern, jedoch ist es auch nur dort verboten, wo Schilder es explizit ausweisen.

Auch Island galt lange Zeit als begehrtes Land zum Wildcampen, doch aktuell wird es aufgrund der vielen Beschränkungen nicht mehr empfohlen. Seit 2017 ist es verboten, sein Zelt in besiedelten Gebieten und vor allem im Süden des Landes aufzuschlagen. Schöne Campingplätze sind dort allerdings viele zu finden. In Nationalparks und Naturschutzgebieten darf ebenso wenig übernachtet werden.  Ausgenommen von diesem Verbot ist zudem das Camping in der „wirklichen“ Wildnis – dort, wo niemand einen dauerhaften Wohnsitz hat und wo auch keine Infrastruktur vorzufinden ist.

In Schottland und der Schweiz gilt: Wildcampen ist ok, solange du dich an die ausgewiesenen Schilder hältst.

In Deutschland und Österreich hingegen ist das Zelten nur auf offiziellen Campingplätzen oder – bei Abstimmung mit dem Besitzer – auf privaten Grundstücken möglich. Doch auch hier gibt es eine Ausnahme: in den Alpen oberhalb der Baumgrenze.

Genau gegenteilige Regelung von den nordischen Ländern findest du in den USA. Dort ist Wildcampen nämlich grundsätzlich nicht erlaubt, außer du hältst dich in bestimmten Nationalparks auf, für die du eine Genehmigung beantragen kannst.

In Kanada sind Bereiche zum Wildcampen mit Hinweistafeln explizit beschildert. Nur dort solltest du dich niederlassen.

Bei all diesen unterschiedlichen Regelungen kann einem ganz schwindelig werden, doch eins zählt überall: Beim Wildcampen achtet man die Natur, lässt keinen Müll zurück und verlässt den Ort, wie man ihn vorgefunden hat.

Zum Schluss noch ein kleiner Tipp am Rande: Vielerorts, wo Wildcampen eigentlich verboten ist, darfst du dennoch mit einem Biwak übernachten. Erkundige dich diesbezüglich und wegen den genauen Regelungen für dein Reiseland vorab, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Zelt für Backpacking: Worauf solltest du bei der Auswahl achten?

Backpacking mit Zelt - Zeltauswahl

Ok, nun weißt du, welche Vor- und Nachteile das Backpacking mit Zelt mit sich bringt, wo du dein Zelt aufschlagen darfst und wo du es tunlichst vermeiden solltest. Jetzt fehlt nur noch das richtige Zelt!

Gerade wenn du mit deinem Rucksack zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, sind das Gewicht und das Packmaß ausschlaggebende Kriterien beim Zeltkauf. Daher empfehlen wir dir, auf ein Leichtzelt zurückzugreifen. Preislich gibt es schon sehr günstige Leichtzelte ab rund € 60,- – doch mit steigendem Preis steigt auch meist die Qualität, welche bei intensiver Verwendung nicht zu gering ausfallen sollte.

Hast du vor, viele und vor allem auch verregnete Nächte in deinem Zelt zu verbringen, dann sind eine hohe Wassersäule und abgedichtete Nähte wichtig. Ein doppelwandiges Zelt bietet mehr Komfort als ein einwandiges Zelt, da die Luftzirkulation durch die beiden sich in ihren Funktionen unterstützenden Schichten besser ist.

Je nachdem ob du allein oder zu zweit unterwegs bist, sollte der Platz in deinem Backpacking Zelt 2 Personen umfassen oder nur 1 Person, denn das Zelt sollte weder zu groß noch zu klein sein.

Neben den Zelteigenschaften selbst bedenke beim Kauf auch die Umstände, unter denen du campen wirst – zu welcher Jahreszeit, auf welchem Untergrund uvm.

Jetzt aber genug Theorie zum Thema Backpacking mit Zelt, mit Zelt Interrail fahren, Wildcampen und Co. Es wird Zeit, dass du dein Zelt an den Rucksack schnallst und loslegst. Wir wünschen dir ein unvergessliches Abenteuer, egal ob beim Übernachten auf den Campingplätzen dieser Welt oder beim Wildcampen in Europa!